Wie das Anforderungsprofil für eine konkrete Stelle entsteht

Nur über messbare Eigenschaften finden Sie die richtigen Mitarbeiter


Da man sich in der Ermittlung beruflicher Anforderungen nicht nur von einigen wenigen Experten abhängig machen sollte und vor allem später das Ergebnis einer Anforderungsanalyse organisationsweit und nicht nur von wenigen Verantwortlichen der Zentrale mitgetragen werden soll, bedarf es ergänzender Verfahren, um das berufsbezogene Votum einer größeren, standortunabhängigen Gruppe einzuholen. Hierfür werden webbasierte Befragungsprozesse eingesetzt, deren Inhalt sich aus sowohl standardisierten, betriebsübergreifenden Merkmalen und zusätzlich unternehmensspezifische Kriterien bezieht. Durch ausgeklügelte Bewertungsskalen und anschließende Verfahren der Datenklassifikation und Reduktion (insbesondere Cluster- und Faktorenanalysen) werden überfachliche Anforderungsmerkmale auf Ebene psychologischer Konstrukte erhoben.

Zur Ermittlung typischer, also regelmäßig auftretender Situationen, mit denen Stelleninhaber gut klarkommen müssen, wird die in der Psychologie etablierte Technik der „Critical Incidents“ genutzt. Das Arbeitsformat hierzu sind halb- bis ganztägiges Critical Incident Workshops, deren Ziel die Herausarbeitung typischer und erfolgskritischer Arbeitssituationen ist. Gemeinsam mit den beteiligten Fachexperten des Unternehmens/Organisation helfen unsere psychologischen Experten bei der Identifikation, Formulierung und vor allem Operationalisierung der identifizierten Situationen. Durch eine Bewertung der entstandenen „Incidents“ innerhalb des Workshops wird sichergestellt, dass nur wirklich relevante Merkmale in die Konstruktion weiterer Verfahren, wie z.B. situativer Interviewfragen, Rollenspiele oder Situational Judgment Tests einfließen.

 

Datenaggregation und Abstimmungsworkshop

Alle gesammelten Daten, Informationen und Beobachtungen fließen in ein erstes Anforderungsmodell, welches wir mit unserem Kunden diskutieren. Dabei soll unter anderem auch die Frage beantwortet werden, ob das, was wir in der Tätigkeitsbeobachtung gesehen haben, typisch für den Beruf oder eine situative Ausnahme ist und wie zukunftssicher die Schlussfolgerungen sind. Um einen differenzierten Blick auf den Beruf zu erhalten, nehmen am Workshop wiederum nicht nur Job-Inhaber des jeweiligen Berufs teil, sondern auch Mitarbeiter, die mit diesen in direktem Kontakt stehen, sowie die Führungsebene. Die Teilnehmer diskutieren, was die Stelle derzeit auszeichnet und welche Potenziale ein Bewerber für die Zukunft mitbringen soll. Bei großen Recruiting-Projekten, in denen z.B. eine Vielzahl an Stellen für ein neues Werk gleichzeitig besetzt werden müssen, dient der Workshop ergänzend dazu, die einzelnen Jobs zu clustern: Dann werden Ähnlichkeiten, Besonderheiten und Unterschiede zwischen den Jobs erarbeitet, um anschließend jobspezifische Anforderungen zu formulieren. Das Anforderungsprofil enthält schließlich alle berufsrelevanten Merkmale, für die wir die eignungsdiagnostischen Verfahren zur Bewerberauswahl zusammenstellen oder für unsere Kunden neu entwickeln und bildet die Basis für Eignungsaussagen oder das Matching von Berufen zu Personen.

 

Fazit

Anforderungsprofile sind das Fundament guter Eignungsdiagnostik. Der Aufwand von Anforderungsanalysen skaliert mit dem bereits vorliegenden Kenntnisstand, der Komplexität der betroffenen Berufsbilder und der Anzahl zu unterscheidender Jobs und zu beteiligender Experten. Der Aufwand für ein Jobprofil mittlerer Komplexität und wenigen verfügbaren unternehmensseitigen Experten ist eher gering; sollen gleichzeitig viele verschiedene und unterschiedlich komplexe Berufe oder Ebenen betrachtet und eine Mehrzahl an Standorten und viele Experten einbezogen werden, können Anforderungsanalysen sehr umfangreich und aufwändig werden – die Mühen sind jedoch genauso zwingend erforderlich wie die vorgängige Untersuchung des Baugrunds eines Bauprojekts und die Berechnung einer soliden Statik, denn wackelig und auf Sand baut man auch in der Eignungsdiagnostik nicht, weil es um langfristige Zukunftsinvestitionen geht.


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